BLICK AUF MEIN LEBEN
Mein Weg und wie es zu diesem Buch gekommen ist
(Seite 11 – 21)
Mein Leben hatte, wie wohl bei jedem von uns, manch Höhen und Tiefen, bis es mich schlussendlich dazu brachte, alles, was ich zu glauben wusste, von Grund auf zu überdenken. Daraufhin traf ich die Entscheidung mich und mein Leben neu auszurichten. So tauchte ich immer tiefer ein, in die Spiritualität und in ihre wahrhafte Gültigkeit für uns und die Welt. Vermehrt lernte ich die großen universellen Zusammenhänge des Lebens kennen und ich erlebte immer mehr in allem und jedem seine göttliche Präsenz. Damit eröffnete sich mir ein Weg, der eines Tages in mir alles Wissen, welches ich bis dahin über Persönlichkeitsentwicklung, spirituelle Lehren, Therapieformen und wissenschaftliche Forschungen erworben hatte, zu einem großen Ganzen verband. An diesem Punkt war für mich die Zeit gekommen, die Essenz unseres Seins erkennen zu dürfen und so das Einfache im Göttlichen erleben zu können. Plötzlich war mir alles klar, keine Frage stellte sich mehr und in mir entstand ein unbändiger Drang, diese Erfahrung auch weiterzugeben und sie mit anderen zu teilen. Es strömte regelrecht aus mir heraus und so schrieb ich, wie von ganz alleine, zu jedem Thema, das mich in diesen Jahren beschäftigt hatte, alle gewonnenen Erkenntnisse auf. In der Folge entstand eine umfangreiche Zusammenfassung der meisten lebensbestimmenden Themenfelder in Einfachheit der Essenz aller bedeutenden spirituellen Lehren und somit auch eine leicht verständliche Beschreibung, ein wahrhaft erfülltes Leben zu führen.
Nachdem ich alles zu Papier gebracht hatte, traf ich mich mit meiner Cousine. Sie arbeitet seit mehr als 20 Jahre als Journalistin und rezensiert zwischendurch auch Bücher. Als ich ihr mein Skript vorlegte, war sie vom Inhalt begeistert, doch misstraute sie seiner Einfachheit. Sie riet mir, ich solle mir unbedingt ein Konzept überlegen, beispielsweise einen Roman oder eine Erzählung, in der ich dann meine Inhalte verpacken könne. Sie war überzeugt davon, dass mein Buch, ohne dass ich im Vorfeld einen gewissen Bekanntheitsgrad oder die dementsprechende Reputation vorweisen könnte, von den LeserInnen so nicht angenommen werden würde. Nun stand ich vor der Frage, wie mir ein Konzept für etwas, das ohne Konzept gedacht war, einfallen solle. Ich spürte sofort, dass ich das von Grund auf nicht wollte, denn ich möchte ja denen, die danach suchen, genau diese Quintessenz der Spiritualität klar, kompakt und unverblümt zur Verfügung stellen. Meine gewonnenen Erkenntnisse sollten auf jeden Fall einfach und reduziert auf das Wesentliche bleiben, ohne jeglichen Schnickschnack und ohne verfälscht zu werden.
Viele LehrerInnen, Gelehrte und Erleuchtete verlieren sich für mich oft zu sehr in Details, Erklärungen, Interpretationen und Beispielen. Alles Möglichkeiten, die es dem Ego des Lesers ermöglicht vom Weg abzuweichen und die Suche weiter hinauszuzögern. Natürlich gibt es nichts, was zu diesen Themen noch nicht aufgeschrieben oder gesagt wurde, doch mein Anspruch ist das Leichte, die Verbindung des großen Ganzen mit dem Einfachen und somit Göttlichen. Wenn man bedenkt, wie sich in den letzten hundert Jahren unsere Technik und der Fortschritt entwickelt haben, wie unglaublich schnell mittlerweile unsere Welt geworden ist, dann ist es auch naheliegend, dass unsere Persönlichkeitsentwicklung und Bewusstwerdung ähnlich stark an Geschwindigkeit und Effizienz dazugewonnen hat. Wenn wir nicht mehr an der Dampfmaschine arbeiten, warum sollte dann die Spiritualität so behäbig wie beispielsweise in Rudolf Steiners Zeiten des 19. Jahrhunderts sein? Dabei spreche ich ihm überhaupt nicht seine Gültigkeit ab, nur diesem noch immer stark präsentem Elitedenken, dieser Art der Exklusivität und auch generell den vielen ausschweifenden Darstellungen, die für viele von uns oft zu kompliziert und verwirrend sind.
Die Einschätzung meiner Cousine, einzig Zuspruch zu bekommen, indem ich die Klarheit meiner Botschaft mit dem Konstrukt einer Erzählung für die Leserschaft „aufpeppe“, zeigte mir erneut, wie unserer Gesellschaft „normal“ funktioniert. Man lebt in und mit seiner Umwelt und man versucht zu entsprechen, den Anforderungen wie den Regeln gerecht zu werden und doch existiert da auch noch etwas Anderes, eine andere Sicht auf und Herangehensweise an die Dinge. Es gibt auch ganz andere Möglichkeiten zu denken, zu agieren und auch um Probleme zu lösen, einfach offen zu sein für alles und sich dabei nicht von den eigenen (alten) Glaubenssätzen und schon gar nicht von denen anderer bestimmen zu lassen. Auf diese Weise können dann ungewohnte und dennoch zeitgerechte Lösungen gefunden werden. Et voilà! Als konzeptfreies Konzept ist mir das eingefallen, über was Du hier gerade liest und was im Grunde rein aus Konzepten besteht – mein Leben selbst. Mir kam die Idee, nicht eine Ge-schichte zu konstruieren, sondern vielmehr das Ganze von außen mit meinem Leben einzukleiden. So gelang es mir die eigentliche Kernbotschaft nicht zu entfremden. Vielmehr versuche ich in diesem Abschnitt des Buches, mit den Darstellungen meines bisherigen Weges, dem LeserInneninteresse zu entsprechen und des Weiteren leite ich auch die meisten der folgenden Themen mit einer persönlichen Geschichte ein. Somit konnte die ursprüngliche Einfachheit eines Ratgebers und spirituellen Nachschlagewerkes erhalten bleiben. Zusätzlich ist es mir damit auch gelungen einen Einblick in meine verschiedenen Entwicklungsschritte zu geben, wodurch ein individueller Bezug zu den unterschiedlichen Themen hergestellt ist, der für die LeserInnen hoffentlich vieles davon nachvollziehbar macht.
Irgendwann im Laufe eines Erwachsenenlebens taucht meist die Frage nach dem Sinn unserer Existenz auf, ob aus Unzufriedenheit oder Langeweile, ob auf Grund von Schicksalsschlägen oder Krankheit. Es gibt einfach Momente im Leben (häufig sind es die, die einem schwer zu schaffen machen), wo man sich denkt: „Das kann doch nicht alles gewesen sein! Worin liegt eigentlich der Sinn meines Lebens? Wie schaffe ich es, ein wahrhaft zufriedenes und erfülltes Leben zu führen? Ich saß im Alter von 40 Jahren alleine zu Hause auf dem Sofa und blickte auf meine erste Lebenshälfte zurück. Ich spürte erneut meine Tränen und eine starke Wut auf Vergangenes, wie auch eine große Verzweiflung über Zukünftiges in mir aufsteigen. Fast vier Jahre war es her, seit meine Frau, mit der ich damals über 15 Jahre zusammengelebt habe, schwer erkrankte. Es begann ein Ärztemarathon und unsere Verzweiflung wurde Monat für Monat größer. Wir mussten die Erfahrung machen, dass wenn es um Traumata, um verdrängte Gefühle aus der Kindheit oder auch nur um die tatsächlichen Vorgänge in unserem Gehirn geht, der Schulmedizin meist nur Raten und Ausprobieren bleibt. Ich begleitete Evelyn zu unzähligen Terminen, ob Psychologen, Psychiater, Homöopathen, Alternativmediziner oder jedem Strohhalm, der sich ihr bot. In diesen Jahren kam ich das erste Mal seit meiner Jugend wieder in Kontakt mit dieser spirituellen Seite des Lebens, die von den meisten in meinem Umfeld nicht anerkannt und von der damaligen Gesellschaft meist ins Lächerliche gezogen wurde. Eine Seite, der ich in Jugendjahren stärker zugewandt war, die jedoch im Laufe meines Erwachsenwerdens in Vergessenheit geriet. So fiel mir auch ein, dass ich als Jugendlicher absolut überzeugt davon war, dass wir alle irgendwie auch Gott in uns hätten, dass wir ohne irgendeine Erbsünde geboren werden und die Kirche uns gewissermaßen unterdrückt, indem sie uns darüber im Dunkeln lässt. Ob ich deswegen bereits nach einem Jahr mit Verhaltensauffälligkeiten vom Priesterseminar und Gymnasium des Bischöflichen Knabenseminars hinausgeworfen wurde, kann ich dabei nicht sagen. Beruflich begann ich schon während der Schulzeit als Barman in Diskotheken zu arbeiten und später ging es weiter am Kreuzfahrtschiff, in der Schweiz und in Spanien. Wenn man andauernd dort und dann arbeitet, wo und wann andere Urlaub oder Party machen, dann liegt es oft nahe, auch selber in einer Art Party zu leben. Ich lehnte mich bereits damals mit meinen Eskapaden und Exzessen gegen „das System“ auf, jedoch ohne zu bemerken, dass ich damit genau dieses bediente.
Des Weiteren zog sich auch ein bestimmtes „David gegen Goliath“- Prinzip fast durch mein ganzes bisheriges Leben. So engagierte ich mich Jahre später auch in der Politik, um etwas zu verändern und nicht nur darüber zu klagen. Ich wurde Landesvorstand der Piratenpartei, jedoch Veränder-ungen durch mich kleinen Mann schienen weiterhin unmöglich zu bleiben. Ab 2004 betrieben meine Frau und ich einen Vertrieb im Auftrag des größten Österreichischen Telekomunternehmens, wo wir trotz 500 MitarbeiterInnen in drei Jahren ebenfalls der so genannte Underdog waren. Vor uns wurde nämlich in den ersten Jahren nach dem Post/Telekom-Monopol mit dieser Art der Kundenrückgewinnung im großen Stil Geld gemacht, wir hingegen pickten die letzten Körner auf. Zugegeben, es waren eher größere Körner, aber halt die letzten, bis uns der Großkonzern nicht mehr benötigte, uns aushungerte und wir schließlich so gut wie unverschuldet in eine Pleite schlitterten. Zum Glück hatten wir in der Zwischenzeit einen kleinen Verlag gekauft, den wir dann bis zur Scheidung weiterführten. Ich war damals so stark von „meinen“ Überzeugungen und Meinungen bestimmt, dass mir niemals eingefallen wäre, dass dieses Prinzip des Schwächeren gegen den Stärkeren, diese Wut auf die Willkür „derer da oben“ und das Gefühl, denen ausgeliefert zu sein, in Wahrheit von einem traumatischen Kindheitserlebnis im Alter von elf Jahren herrührte. Aus diesem Grund konnte sich mir in meiner Umwelt auch lange nichts anderes zeigen, aber darauf gehe ich später näher ein.
Hier saß ich also, meine Frau war mittlerweile meine Ex-Frau, die Firma unsere Ex-Firma und das einzige, das mir neben den Schulden geblieben war, war unser Hund, der mich fragend anschaute, warum ich wochen-lang nur auf der Couch sitze und in die Luft starre. Er war jedoch auch der Anstoß, warum ich schon ein paar Jahre zuvor begonnen hatte in die Berge zu gehen. Ich versuchte so oft wie möglich Zeit in der Natur zu verbringen und so ging ich bis zu fünf Mal die Woche wandern, bei Sonne, Schnee und Regen. Das rettete mich damals wohl auch durch die schwere Zeit der Erkrankung meiner Frau und davor, nach meinem überwundenen Burnout nicht wieder ganz tief in ein großes schwarzes Loch zu fallen. Auf der Suche nach Antworten auf meine Fragen an das Leben nutzte ich die damals ausreichend zur Verfügung stehende Zeit, um mich unzählige Stunden in Bücher und Vorträge zu vertiefen. Ich fasste auch den Entschluss, einen lang, vielleicht den am längsten gehegten Traum in die Tat umzusetzen, auf den Spuren des Bestsellerautors Paolo Coelho den Jakobsweg zu pilgern. Doch ließ dies anfangs meine Gesundheit nicht zu. Nach einem Bandscheibenvorfall fünf Jahre zuvor, der mir schon nach kurzen Gehstrecken immer noch Probleme bereitete, stand ich dann sogar vor einer Knieoperation und der Ärztemeinung, dass ich irgendwann ein künstliches Kniegelenk benötigen würde. Ich dachte: „Na, gute Nacht, und das mit 40 Jahren! Mein Körper ist schon ordentlich lädiert, das kann doch nicht wahr sein!“, und das war es dann auch nicht.
Nun werde ich 44 und blicke mit großer Dankbarkeit auf alles in meinem Leben zurück und auch auf den Beginn meines neuen, mit meiner ersten Pilgerreise vor vier Jahren, 420 km von Graz über Mariazell nach Salzburg. Diesem folgten das Jahr darauf 1.000 km auf dem klassischen Jakobsweg, dem camino frances, von St. Jean Pied de Port in Frankreich bis, über Santiago de Compostela hinaus, zur Atlantikküste nach Muxía und Finnesterre.Bereits ein halbes Jahr später ging es am Via de la plata weiter, ebenfalls 1.000 km, diesmal von Sevilla aus. Die Pilgerreisen, wie auch die viele Zeit dazwischen, nutzte ich weiter intensiv, um Vorträge und Hörbücher regelrecht in mich aufzusaugen, bis alles immer mehr Sinn ergab. Auch bekam ich in meinem neuen Leben zunehmend die Bestätigung dafür, dass diese Theorien der Transformationspsychologie, der Schattenarbeit nach C. G. Jung, der hermetischen Gesetze und der universellen Prinzipien tatsächlich Gültigkeit haben. Das beschreibt zugleich auch den schönsten Umstand dieser Zeit damals, wenn aus Hoffnung und Glauben (an etwas Neues) schlussendlich eigenes Erkennen, Erleben und Wissen wird.
Am Beginn meines Weges wurde ich stark von der wissenschaftlichen Seite der Spiritualität angezogen, ob von der Quantenmechanik, der modernen Gehirnforschung oder den verschiedenen Mental- und Bewusstseinstrainer Innen, wie beispielsweise Vera F. Birkenbihl oder Edward A. Murphy. Später kam ich dann erstmals über Rüdiger Dahlke mit den Schicksalsgesetzen und den hermetischen Lehren in Berührung. Sich seinen Gefühlen zu stellen lernte ich anfangs durch den Psychologen Robert Betz und später durch den Neo-Advaita Christian Meyer. Den ersten tiefen Einblick in die Spiritualität auf wissenschaftlicher Basis bekam ich durch den Begründer der Anthroposophie, Rudolf Steiner, und über die Vorgänge und Auswirkungen unseres Denkens durch den Gehirnforscher Gerald Hüther. Meine physischen Gebrechen heilte ich auf körperlicher Ebene durch die Naturheilmittel und das Wissen von Hildegard von Bingen und Robert Franz. Nichtsdestotrotz blieb vieles nur Theorien und Konzepte, die ich zwar immer öfter bestätigt bekam, und doch war da weiterhin noch immer ein gewisses Gefühl des Wartens, des Ungenügens, des Noch-nicht-weit-genug-Seins. Meine Umwelt veränderte sich zar merklich immer mehr zu dem, was ich ausstrahlte, zu Hoffnung und Zuversicht, trotzdem fehlte noch immer etwas alles Verbindendes, etwas, das alles zusammenführt und im Kern erklärt. Ich bekam einfach das Gefühl nicht los, es tief in mir vielleicht doch nicht wert zu sein und eine solche Wandlung auch nicht wirklich schaffen zu können. So wechselten sich die glücklichen und erfüllten Momente stets mit depressiven und zweifelnden ab und noch immer trat ich unbewusst in viele Ego-Fallen, die mir dann erst immer Wochen oder Monate später bewusst wurden.
Drei Persönlichkeiten und eine spirituelle Bewegung namens Satsang bzw. Non-Dualität-Talk trugen schließlich maßgeblich dazu bei, aus den mittlerweile tausenden Stunden an Informationen endlich Klarheit zu bekommen. In den sieben Wochen meines zweiten Jakobsweges, auf dem Via de la plata, dem Weg der Römer und des Silbers, hörte ich mir mehrmals das Hörbuch von Eckhard Tolle „Jetzt! Die Kraft der Gegenwart“ an. Auf diese Weise bekam ich zum ersten Mal eine Vorstellung davon, wie leicht es sein kann, ins Jetzt, in den einzigen Moment, den es in Wirklichkeit gibt, und somit in ein höheres Bewusstsein zu kommen. Des Weiteren durfte ich auf dieser Reise auch entfesselnde Momente unbändiger Energie erleben, wie zum Beispiel, als ich an einem Tag, nach nur 12 km Wanderung, entkräftet und lustlos am Wegesrand saß und nicht mehr weitergehen wollte. In diesem Moment gab ich innerlich auf, ich ließ alles los und dachte mir: „Wenn es eh so mies ist, wie es ist, dann kann ich die Etappe auch fertig gehen.“ Nach ein paar Schritten fühlte ich auf einmal eine unbeschreibliche Energie und Freude in mir aufsteigen. Ich suchte mir eine beschwingte Musik auf dem Handy und „tanzte“ regelrecht mit meinem elf Kilogramm schweren Rucksack an den anderen Pilgern vorbei. 17 km in zwei Stunden, gleich einer Durchschnittsgeschwindigkeit von Joggern mit 8,5 km/h. Angekommen ließ ich den Rucksack von meinen Schultern gleiten und tanzte noch über eine halbe Stunde vor den Stadttoren von Torremejía. Dasselbe erlebte ich damals noch zwei weitere Male und gleich wie bei meiner Einheitserfahrung, am Tag meiner Ankunft in Santiago, war der gemeinsame Nenner, dass ich zuvor emotional ausgebrannt und geistig leer gewesen bin. Ich erkannte, dass das Loslassen von Vorstellungen und Konzepten einen plötzlich frei und ohne Begrenzungen macht. Ein weiterer Meilenstein auf dieser Reise war das tatsächliche Durchschauen meines Ego-Bewusstseins, welches ein paar Wochen vor Beginn dieses Jakobsweges auch ausschlaggebend für die sehr schmerzhafte Trennung von meiner neuen Freundin war. Ich hatte, nach zwei Jahren der Trennung von meiner Ex-Frau und insgesamt über acht Jahren ohne körperlichen Intimitäten, in Petra eine liebevolle, herzliche und auch sehr spirituelle Frau gefunden, die mich sehr schätzte und mir überaus viel in meiner Entwicklung weiterhalf. So lehrte sie mich, zu reflektieren und meine Selbstliebe zu entwickeln, sie weckte tiefe Gefühle in mir, die ich schon lange verloren gegangen glaubte, und zeigte mir, wie leidenschaftlich und auch wie tiefgründig eine Beziehung sein kann. Am Ende brachte sie mich noch mit die für mich so ausschlaggebenden Lehrer in Kontakt, einmal mit Thorwald Dethlefsen und seiner im Aurinia Verlag erschienenen 18-teiligen Vortragsreihe und mit Siegfried Essen und seiner Art der Systemischen Aufstellungsarbeit.
Dann kam der Augenblick, als ich nach vielen Jahren erstmals meinen Frieden mit Gott, der gesamten Menschheit, mit den Lebenden und den Toten und auch mit den herrschenden Zuständen auf unserer Welt finden sollte. Alles, was ich vorher gehört und gelesen hatte, fügte sich dann, auch durch Dethlefsen, zu einem Ganzen, zu einer einzigen tiefen Wahrheit. Ich erkannte die Zusammenhänge meines Lebens, ich konnte sehen, wie sich alle Theorien verbanden und einen tieferen Sinn ergaben, sogar zu einem einzigen Sinn wurden. Ich erlebte, wie Anhaftungen und Meinungen nach und nach von mir abfielen, wie sich meine Gedanken klärten, ich mich von Altem löste und das Namenlose, dem ich nun auch wieder den Namen Gott geben konnte, in allem entdeckte. Zu dieser Zeit war ich jedoch auch noch voll von Liebeskummer. Noch immer trauerte ich meiner Ex-Freundin nach, doch ich konnte diesen Schmerz überraschen-derweise künstlerisch in Briefen und Poetry Slams ausdrücken. Auf diese Weise erlebte ich den Schmerz nicht mehr als etwas, das ich loswerden wollte, sondern vielmehr als das, was es für mich zu erleben, zu erkennen und anzunehmen gilt, als ein Geschenk. So lernte ich im Zuge dieser bewussten Wahrnehmung und dieses Zulassens meines Schmerzes und durch die Analyse und Schattenarbeit der Situation und der eigenen Anteile, auch mein Inneres Kind besser kennen. Worauf ich diesem, also mir selber, endlich das geben konnte, nach dem es mir von klein auf verlangt hat. Dadurch konnten sich meine verdrängte Gefühle, welche mit meinem wundervollen Leben im Hier und Jetzt und mit mir als göttliches Wesen (ich weiß, dieser Begriff, vor allem über einen selber, ist von vielen oft schwer zu akzeptieren) nichts mehr zu tun hatten, transformieren. Als Folge dessen verschwand auch meine Resonanzfläche diesbezüglich und so breitete sich immer mehr eine ruhige Ausgeglichenheit, gepaart mit einem tiefen Frieden, in und um mir aus.
Auf der Verstandesebene blieb hingegen eine wichtige Frage für mich noch immer unbeantwortet. Wenn wir unser Ego auflösen, wie es meist beschrieben steht, kommt man ja in Kontakt mit Gott und verbindet sich so mit der Quelle. Doch wer oder was sollte ich dann sein, etwa erleuchtet? Das ist doch absolut unmöglich, dessen kann ich gar nicht würdig sein. Und wenn, dann kann ich das in diesem Leben sicher nicht schaffen! So stand meiner Umsetzung noch immer die Theorie im Gegensatz zur Praxis. Später erkannte ich, dass mein Ego genau diese Zweifel und diese hinderlichen Programme gefördert, wenn nicht sogar hervorgerufen hatte. Daraufhin trat dann Siegfried Essen mit seiner autopoietischen Verkörperungs- und Aufstellungsarbeit in mein Leben. Er zeigte mir, dass es da noch mehr gibt, ein reines Ich, den menschlichen Teil in uns, der von Haus aus immer unbehaftet vom Ego existiert. Worauf sich auch die ursprüngliche Trennung von Gott und somit die einzige Voraussetzung, überhaupt Mensch sein zu können, begründet. Jetzt wurde mir alles klar! Auf einmal war alles so einfach und doch habe ich lange gebraucht diese Zusammenhänge erkennen zu können und so stellte ich mir die Frage warum das so schwer war? Ist das ein Prozess, den man durchmachen muss oder gibt es vielleicht andere Gründe dafür? Die Antwort darauf kam schließlich aus der Ecke der sogenannten Advaita und Neo-Advaita Szene. Hierbei handelt es sich, alleine im deutschsprachigen Raum, um mittlerweile mehrere Dutzende Erleuchtete, die in Sitzungen und Workshops non-duales Bewusstsein und ihr Wissen darüber weitergeben. Es handelt sich dabei um die Schülergeneration Indischer Gurus, wie Bhagwan (Osho), Krishnamurti, Maharishi, Saraswati und einiger anderer. Diesen „neuen Gurus“ geht es hauptsächlich um eines: Das Erfahren und Erleben seines eigenen göttlichen Teils und darum, dass ausnahmslos jeder Mensch diesen in sich trägt und jedem von uns das auch bewusst werden kann. Dafür gilt es, alle Konzepte fallen zu lassen, um in Demut und Dankbarkeit zu erkennen, dass man im Grunde nichts weiß. „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“ Es geht im Grunde darum, dass sich das Leben selbst immer durch uns erfährt und so niemand wirklich je eine eigene Entscheidung getroffen hat. Auf Grund dessen sollte es auch unser Ziel sein, sich vollständig dem Leben hinzugeben, denn das Leben ist nur eine andere Bezeichnung für die Quelle, für Gott. Jeder und jede hat immer alles und zu jeder Zeit in sich, alleine der Grad an Bewusstheit darüber ist unterschiedlich groß. Deswegen braucht es dafür auch rein gar nichts mehr in der Zukunft, keine besonderen Voraussetzungen, keine neuen Theorien, keinerlei weiteren Praktiken und auch keine erneuten Inkarnationen. Nun fiel der letzte große Stein von meinen Herzen, der Stein der Selbstzweifel, der unbewussten Prägung, als Mensch nicht gut genug und somit dieser Art von Göttlichkeit nicht würdig zu sein.
Auf einmal verstand ich, warum das ganze für mich so schwer und so langwierig gewesen ist. Daraufhin wuchs der Wunsch in mir, diese Erkenntnisse mit anderen zu teilen und so entstand schlussendlich auch dieses Buch. Vielleicht brauchen wirklich einige von uns einen schweren Weg oder sind davon überzeugt, er müsse schwer sein. Die heutige Zeit spiegelt jedoch für mich ganz andere Rahmenbedingungen und Voraussetzungen wie auch eine viel höhere Schwingung und Zeitqualität wider. Seit mehreren Jahren erleben wir deswegen auch eine so große Anzahl an Erleuchteten in ganz Europa und nicht mehr nur, wie in der Vergangenheit fast ausschließlich, in Indien. Wann haben sich denn schon allerorts, quer durch alle gesellschaftlichen Schichten, so viele Menschen mit ihrer Bewusstwerdung und der Frage nach dem wahren Sinn ihres Lebens beschäftigt? Mir fiel dabei einerseits auf, dass im Grunde viele spirituelle AutorInnen, PhilosophInnen und ExpertInnen noch immer, oder schon wieder, ihr Ego-Bewusstsein zum Teil bedienen und andererseits, dass eigentlich fast alle „alten“ Lehrer, wohl auf Grund Ihrer Prägungen, Ideologien und der Zeit ihres Wirkens, ein Erwachen ausnahmslos in die Zukunft projizierten. So knüpfen sie auch immer Bedingungen, Vorgaben und Techniken daran. Auf diese Weise kommen auch mal schnell eine Überzahl an Büchern und tausende Stunden an Vorträgen zustande, die im Großen und Ganzen alle dasselbe beschreiben, sich aber dennoch in mannigfaltiger Art durch unzählige Formen und Konzepte unterscheiden. Mit der Zeit entstand somit ein riesiges Chaos an Informationen und ein schier undurchdringbares Netz an Erklärungen und Darstellungen derselben Inhalte. Statt es einfacher zu machen wurde es immer komplizierter. Nicht umsonst heißt es unter vielen Erleuchteten: „Die einzige Handlung, die nichts in die Zukunft und somit nichts aus dem Jetzt verschiebt, ist das Aufhören mit dem Alten.“ So erklärt sich vielleicht auch, warum die Meditationsgeneration der vergangenen Jahrzehnte nicht wirklich weitergekommen ist, langfristige Erleuchtung zu erfahren. Meditieren war und blieb immer eine Tätigkeit, eine Übung in der Zukunft, mit dem Ziel, dann, wenn ich meditiere in meiner Mitte, in Verbindung mit der Quelle, oder auch im Hier und Jetzt zu sein. Es scheint, dass man diese Verbundenheit nur dann erreichen kann, wenn man sich dafür hin setzt und meditiert. Das ist dann auch so, aber warum erst dann, wann ich meditiere, warum nicht JETZT? Wenn wir es also nur in Form einer Übung schaffen, dann beginnt diese Übung zu einem gewissen Zeitpunkt (in der Zukunft) und endet auch wieder. Auf diese Weise entstand völlig unbemerkt eine Endlosschleife, die uns lange Zeit in ihrer besonderen Art der Nicht-Erfüllung eingeschlossen hielt.
Als mein Bedürfnis, diese leichte Essenz der Spiritualität auf Papier zu bringen, immer stärker wurde, setzte ich mich auf die Terrasse, ließ mich von der Sonne wärmen und schrieb alles in nur drei Tagen einfach aus mir heraus. Ich war mehr als überrascht, wie es mir gelungen war, so komplexe Themen in so wenigen Zeilen zusammenfassen zu können, vor allem ohne große Interpretationen und meist frei von Konzepten. Ich erkannte, dass das Göttliche sich von Natur aus immer einfach darstellt und es nur der Verstand ist, der es kompliziert macht und es unerreichbar scheinen lässt.